Mitglieder der Ratsfraktionen und der Bürgerinitiative Marl-Hamm machten sich am gestern Nachmittag auf den Weg zum Plateau der abgesperrten und für die Öffentlichkeit nicht zugänglichen Halde Brinkfortsheide Erweiterung. Mit dabei waren Experten der Ruhrkohle RAG, der Bezirksregierung Arnsberg als Bergbaubehörde, des Lippeverbandes und weiterer Behörden, die ausführlich und kompetent Fragen beantworteten. Bürgermeister Werner Arndt hatte zum „Halden-Gipfel“ eingeladen, damit sich Ratsmitglieder und Bürgerinitiative vor Ort ein eigenes Bild machen und sich aus erster Hand über die öffentlich diskutierte radiologische Situation an und auf der Halde informieren konnten.
Unbedenkliche Messwerte an und auf der Halde
Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stand dabei Dr. Michael Nußhardt vom Materialprüfungsamtes NRW. Mit seinem geeichten Dosisleistungsmessgerät und einem standardisierten Messverfahren ermittelte er die radiologische Strahlung an unterschiedlichen Punkten der Halde, darunter auch an mehreren, von der Bürgerinitiative vorgeschlagenen Orten. Dabei folgten ihm die Teilnehmerinnen und Teilnehmer vom Schönungsbereich am Fuß der Halde zum Wasseraustritt der Haldendrainage und weiter bis aufs Haldenplateau und wurden Zeuge der Messungen. Der höchste Wert wurde mit 170 Nanosievert auf dem Plateau der Halde gemessen. Dr. Nußhardt: „Alle Messwerte bewegen sich im Rahmen der durchschnittlichen radiologischen Belastung von 100 Nanosievert pro Stunde, der wir in unserem Alltag ausgesetzt sind, und sind daher unbedenklich“.
Frühere Messungen wurden bestätigt
Die Werte bestätigen die Messungen, die zuvor ein Fachinstitut im Auftrag der Ruhrkohle vorgenommen hatte und über die Vertreter der Ruhrkohle RAG kürzlich im Stadtplanungsausschuss berichteten. Auch die Bezirksregierung Arnsberg hatte im Vorfeld betont, dass vom gesamten Gelände der Halde Brinkfortsheide keine radiologischen Belastungen ausgehen. Im Unterschied dazu hatte die Bürgerinitiative nach eigener Auskunft auf der Halde höhere Werte gemessen.
Erhöhte Belastung am abgesperrten Zulaufgraben
Der einzig erhöhte Belastung wurde außerhalb des Haldenkörpers am Auslauf des ehemaligen und 2012 sanierten Zulaufgrabens gemessen, über den zu Zeiten des aktiven Bergbaubetriebes das Grubenwasser abgeleitet wurde und der heute für die Ableitung des radiologisch unbedenklichen Haldensickerwasser genutzt wird. Die Ableitung des Grubenwasser des Bergwerkes Auguste Victoria erfolgte 2006 durch diesen Graben. Aus dieser Zeit stammen auch die sogenannten Inkrustierungen im Auslauf, für die Dr. Nußhardt eine radiologische Strahlung von ca. 1.400 Nanosievert pro Stunde ermittelte.
Die Situation ist den Behörden bekannt. Im Bereich des Bachlaufs liegen nach Auskunft der Bezirksregierung Arnsberg - örtlich begrenzt - punktuell erhöhte Belastungen vor. Da der Bachlauf aber beidseitig mit einem Zaun abgesperrt und öffentlich nicht zugänglich ist, gehen von dieser Belastung aber keine Auswirklungen für die Bevölkerung aus. Am Zaun selbst wurde ein deutlich niedrigerer Messwert entsprechend den natürlichen radiologischen Werten festgestellt.
Ökologische Umgestaltung des Silvertbaches geplant
Wie Vertreter des Lippeverband mitteilten, laufen zurzeit Planungen für die ökologische Umgestaltung des Silvert- und des Sickingmühlenbachs. Dabei würden alle belasteten Materialien in der Gewässertrasse entfernt und nach den Vorgaben der Bezirksregierung Arnsberg ordnungsgemäß entsorgt.
„Weiterer Betrag zur Versachlichung der Diskussion“
Michael Laßl, Bereichsleiter Bodenmanagement & Deponie der RAG Montan Immobilien, betonte nach der Begehung der Halde: „Der Gutachter hat nach dem heutigen Termin unsere Ansicht bestätigt, dass das durch die Basisabdichtung der Haldenerweiterung Brinkfortsheide abgeleitet Niederschlagswasser im Hinblick auf radiologische Fragestellungen als unproblematisch einzustufen ist. Auch die Untersuchungen auf dem Haldenkörper bestätigen, dass aus radiologischer Sicht von der Haldenerweiterung keine negativen Auswirkungen auf die Bevölkerung zu erwarten sind. Wir sind nicht überrascht, dass die heutige Begehung diese Ergebnisse brachte, denn sie entsprechen den Werten, die wir im August und September 2018 ermittelt hatten und Anfang des Jahres im Stadtplanungsausschuss vorgestellt haben. Wir hoffen, dass durch den heutigen Termin zur weiteren Versachlichung der Diskussion um die Halde beigetragen wird.“
Teilnehmer fühlten sich gut informiert
„Nach meinem Eindruck haben sich die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer sehr gut informiert gefühlt“, resümiert Marls Baudezernentin Andrea Baudek, die die Gruppe auf das Haldenplateau begleitet hatte. Sie will sich dafür einsetzen, dass auch die noch ausstehenden Untersuchungsergebnisse der bei Begehung entnommenen Bodenproben und Proben aus den Inkrustierungen der Politik und der Bürgerinitiative zur Verfügung gestellt werden.