Rund 50 Vertreter aus Politik und Medien haben Ende August drei ehemalige Bergbauflächen im Projektgebiet Freiheit Emscher besucht. Nachdem eine erste Expedition Anfang Mai auf zwei Essener Flächen führte, standen bei dieser Bustour Prosper II, Welheimer Mark und Sturmshof auf Bottroper Stadtgebiet im Fokus. Die Route führte aber auch durch das Essener Gebiet der Freiheit Emscher und machte aktuelle Herausforderungen und zukünftige Potenziale des interkommunalen Stadtentwicklungsprojektes (IKEP_Mitte) deutlich.
Die zweistündige Bustour startete dort, wo die Bergbauvergangenheit noch gegenwärtig und lebendig ist – bis Ende des Jahres dieses letzte noch aktive Bergwerk des Ruhrgebietes schließt. „Wir wollen nicht nur Nutzungen für das eine oder andere alte Zechengebäude finden“, betont Bottrops Technischer Beigeordneter Klaus Müller. „Allein rund 150 Hektar ehemalige Bergbauflächen sind neu zu erschließen. Das ist die größte industrielle Flächenreserve im zentralen Ruhrgebiet und eine historische Chance zum Ende des Bergbauzeitalters, eine signifikante Zahl an modernen Arbeitsplätzen bei uns anzusiedeln.“ Allerdings steht Prosper II frühestens ab 2026 zur Verfügung; so lange unterliegt die Fläche noch dem Bergrecht.
Eine gänzlich andere Situation erwartete die Besucher nur weniger Kilometer weiter in der Welheimer Mark. Dieses 33 Hektar große Gebiet hat der Bergbau bereits vor Jahren zumindest stellenweise freigegeben; es liegt teils brach, teils wird es landwirtschaftlich genutzt. Angesichts der Knappheit an Gewerbe- und Industrieflächen werde so das Potenzial der Fläche allerdings nicht einmal ansatzweise ausgeschöpft, machte Gernot Pahlen, Projektleiter bei der RAG Montan Immobilien, deutlich. Das Problem sei die infrastrukturelle Erschließung: „Wir sprechen hier von einem riesigen Raum, der von beiden Seiten des Kanals bislang durch seine periphere Lage charakterisiert war und nur unzureichend an das Verkehrssystem anzubinden war. Die Erschließung kann nur gelingen durch ein integriertes Gesamtkonzept und eine neue Verknüpfung mit dem Autobahnnetz und Gewerbestraßen vor allem in Nord-Süd-Richtung.“
Eine Möglichkeit, die die Planer des interkommunalen Projektes IKEP_Mitte im Rahmen ihres Leitbildes Verkehr bereits erarbeitet haben, ist ein zentraler neuer Gewerbeboulevard, der vier der fünf zu erschließenden Flächen der Freiheit Emscher und so auch die Städte Essen und Bottrop neu miteinander verbindet.
Auch am Standort Sturmshof machte Gernot Pahlen noch einmal die mangelhafte Erschließung der Flächen deutlich „Wären wir aus Essen gekommen, hätten wir hier gar nicht abfahren können“,. Derzeit existiert nur eine Anschlussstelle von und nach Norden. Der 20 Hektar große Sturmshof direkt am Kanal wurde von der RAG zuletzt noch als Kohlelager genutzt, genauso wie die gegenüberliegenden 40 Hektar des Hafen Coelln auf Essener Gebiet.
„Hier, im Zentrum der Freiheit Emscher, soll der Nukleus für ein neues urbanes Areal für Industrie, Gewerbe und auch Wohnen mit attraktiven Arbeitsplätzen am Wasser entstehen“, erläuterte Essens Stadtdirektor Hans-Jürgen Best eine weitere Vision der Planer: das Leitbild Städtebau. „Ab Mitte der 2020er-Jahre könnten hier besonders zukunftsträchtige und innovative Firmen oder Einrichtungen angesiedelt werden, die auch auf die Entwicklung der angrenzenden Flächen ausstrahlen. Es gilt, Schwerpunkte der Attraktivität zu schaffen, um von dort aus Impulse auf die wertige Entwicklung des umliegenden Stadtraums zu geben. Dafür braucht es aber auch neue Verbindungen“, betont Best. Zwischen Sturmhof und Hafen Coelln könnte der angedachte Gewerbeboulevard eine solche neue Verbindung über den Kanal schaffen.
Ein weiteres Infrastrukturproblem zeigte sich an der Hafenstrasse in Essen. „Sie könnte irgendwann, wenn es eine neue Brücke über den Rhein-Herne-Kanal gibt, Teil einer Umwelt-Trasse für alternative Mobilität werden“, stellte Hans-Jürgen Best eine weitere Idee des Leitbildes Verkehr vor. Sowohl Richtung Süden als auch auf die A42 Richtung Ost und West führt der einzige Weg weit durch Essener Stadt-, teilweise Wohngebiet. Dieses Problem könnte eine neue Anschlussstelle auf die A42 lösen. Zwar müsse man eine solche Option noch eingehend prüfen, doch nur durch den außergewöhnlichen Verbund zweier Städte und einem Wirtschaftspartner erscheint eine solche überhaupt wieder denkbar, so die Projektpartner.
Bis Ende 2018 entwickeln die Projektpartner der Städte Essen und Bottrop sowie der RAG Montan Immobilien einen strategischen Masterplan für das 1700 Hektar große Gebiet nord- und südlich des Rhein-Herne-Kanals und der Emscher mit fünf ehemaligen Bergbauflächen. Ziel ist, das Areal neu zu erschließen und zu einem urbanen Zentrum zwischen Essen und Bottrop zu entwickeln. Ab 2019 soll es an die Umsetzung gehen.