Heute Vormittag um 09.30 Uhr erfolgten drei Warnsignale. Dann drückte Sprengmeister Eduard Reisch von der Reisch Sprengtechik GmbH aus dem bayerischen Ort Apfeldorf die rote Taste der Zündmaschine. Es erfolgte ein lauter Knall und eine Minute später kippte der 46 Meter hohe Förderturm des ehemaligen Schachtanlage „An der Haard 1“ an der Redderstraße in Datteln-Ahsen in südlicher Richtung zu Boden. Das Schachtgerüst mit einer Grundfläche von 15 x 20 Metern war das letzte Zechenbauwerk auf dem Areal. Alle anderen Gebäude und Anlagen hatte die von der RAG Montan Immobilien mit dem Rückbau beauftragte Firma ARGE Proch/Prümer schon in den vergangenen Monaten mit schwerem Gerät konventionell zurückgebaut.
Sprengmeister Reisch zeigte sich mit dem Ablauf der Sprengung hochzufrieden: „Es hat alles wie geplant geklappt, die Sprengladung zündeten wie vorgesehen und der Turm fiel in die richtige Richtung.“ Auch Holger Kelm, der verantwortliche Projektingenieur der RAG Montan Immobilien zeigt sich nach der Sprengung entspannt: „Der Schacht an der Haard liegt ja mitten im Waldgebiet, deshalb haben wir die Sprengung in Abstimmung mit den Behörden vorher nicht öffentlich bekannt gegeben. Denn immer wieder versuchen Neugierige solche Sprengungen aus der Nähe zu verfolgen und beachten dann nicht den vorgeschriebenen Sicherheitsabstand rund um die Sprengstelle. Und hier auf dem Areals an der Haard wäre das schwer zu kontrollieren gewesen.“
In Abstimmung mit Polizei, Feuerwehr und Ordnungsbehörden hatte die RAG Montan Immobilien entschieden den heutigen Sprengabbruch auf dem abgelegenen Areal inmitten des Erholungsgebietes Haard unter Ausschluss der Öffentlichkeit durchzuführen. Die RAG Montan Immobilien hatte allerdings das in der Nachbarschaft gelegene Hotel Jammertal von dem Termin im Vorhinein informiert. Zusätzlich war der 200 Meter umfassender Sicherheitsradius um die Sprengstelle festgelegt worden, für den ein absolutes Zutrittsverbot galt. Diesen Bereich sicherten Kontrollposten an allen umliegenden Waldwegen ab. Durch Sicht- und Funkkontakt wurde eine lückenlose Sicherung des Areals gewährleistet.
Vier so genannte Kastenstützen aus Stahl hatten bisher den Turm mit dem in 20 Metern Höhe errichteten Fördermaschinenhaus und der tonnenschweren Fördermaschine getragen. In zwei dieser Stützen hatte das Sprengtechnik-Unternehmen zwei je 4,5 Kilogramm schwere Sprengladungen untergebracht. Durch die kontrollierte Sprengung verlagerte sich der Schwerpunkt des Turms, der wie geplant in südlicher Richtung zu Boden kippte. Dort wird das umgestürzte Gerüst nun mit Spezialgerät weiter zerlegt.
Anschließend werden die restlichen Asphalt- und Kopfsteinpflasterdecken auf dem Schachtareal aufgenommen und die vorhandenen Keller und Kanäle bis zur Geländeoberkante aufgefüllt, so dass eine weitgehend ebene Fläche entsteht. Das freigeräumte Schachtareal bleibt allerdings weiterhin eingezäunt, da es als Ersatzstandort für die Grubenwasserhaltung der RAG benötigt wird. Der vor dem eingezäunten Bergwerksgelände liegende Parkplatz wird nach Entfernung der Asphalt- und Kopfsteinpflasterdecken in Abstimmung mit dem Regionalverband Ruhr (RVR) renaturiert.
Insgesamt werden beim gesamten Rückbau des Schachtes an der Haard ca. 12.000 bis 15.000 Kubikmeter Material bewegt – unter anderem Beton, Mauerwerk, Stahl und weitere Metalle. Für den Abtransport des sortenrein getrennten Materials sind ca. 1000 Lkw-Touren erforderlich. Aktuell erfolgt der Abtransport zur Aufbereitung oder zur gesicherten Entsorgung auf Deponien mit ca. 20 Lkw-Touren pro Tag. In Spitzenzeiten können es bis ca. 30 Touren werden. Der Abtransport wird mit Unterbrechungen voraussichtlich bis Mai andauern.
Die RAG Montan Immobilien wird die Arbeiten weitere so steuern, dass Belästigungen der Nachbarschaft auf ein Minimum reduziert werden. Sollten sich dennoch Beeinträchtigungen ergeben, steht seitens der RAG Montan Immobilien der verantwortliche Projektingenieur Holger Kelm Verfügung: Tel.: 0201 / 378-2126, Mail: holger.kelm(at)rag-montan-immobilien.de.
Historie
1977 Teufbeginn als Schacht An der Haard 1 der Zeche Ewald Fortsetzung
1978 Die Zeche Ewald Fortsetzung wird umbenannt in Zeche Haard
1983 Der Schacht geht für Seilfahrt, Materialförderung und Wetter in Betrieb.
1992 Die Zeche Haard kommt im Verbund zur neuen Zeche Blumenthal/Haard
1999 Der Betrieb wird eingestellt und der Schacht konserviert.
2001 Blumenthal/Haard kommt im Verbund zur neuen Zeche Auguste Victoria/Blumenthal.
2015 Der Schacht wird mit ca. 37.000 m³ Beton endgültig verfüllt.
2021 Rückbau der Schachtanlage beginnt.
Fördergerüst und Schacht
Höhe: 46 Meter
Grundfläche: 15 x 20 Meter
Konstruktion: Fördermaschinenhaus in ca. 20 Meter auf vier stählernen Kastenstützen mit Verstrebungen
Teufe: 1.116 Meter
Schachtdurchmesser: 6 Meter
Sprengung
Fallrichtungssprengung durch Schwerpunktverlagerung
In zwei der vier mit Wasser befüllten Kastenstützen wird Sprengstoff in Form einer Sprengschnur eingebracht. Durch die Explosion werden die Stützen gesprengt und geben durch die Schwerpunktverlagerung nach. Infolgedessen fällt der Turm in die vorgeplante (südliche) Richtung
Sprengmittel: je Stütze 4,5 Kilogramm Nitropenta (in Form einer Sprengschnur)
hochempfindliche Zünder: 2 Stück
Zündleitung aus Kupfer: 200 Meter
Verbindungsdraht aus Kupfer: 100 Meter